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Auf ins neue Jahr

Wöchentlicher Börsenblog

 

 

Das turbulente Börsenjahr 2022 ist vorbei. Getrieben vom Einmarsch Russlands in die Ukraine und den weltweiten wirtschaftlichen Unsicherheiten, den Nachwirkungen von Corona und großen Ängsten vor der Rezession, haben viele Unternehmen und Indizes an Wert verloren. Über zehn Prozent Verlust mussten Anleger im Mittel hinnehmen. Heute möchten wir einen Blick auf die Startbedingungen im neuen Jahr werfen und darüber sprechen, ob es sich lohnt, jetzt an den weltweiten Märkten zu investieren. Des Weiteren werfen wir einen Blick auf die neusten Geschehnisse bei Amazon und Paypal und die Entwicklung des Ölpreises in den vergangenen Wochen.

Die Börse startet verhalten ins neue Jahr

Am Ende von schweren Zeiten herrscht häufig Aufbruchsstimmung an den Märkten. Die Kurse der großen Indizes spiegeln jedoch wider, dass die diese schweren Zeiten noch nicht überstanden sind, auch wenn die oft beschriebenen Worst-Case-Szenarien nicht eingetreten sind. Der Ukraine-Konflikt schwelt weiter, wenn auch lange nicht mehr so intensiv wie noch vor einigen Monaten. Der rasante Anstieg der Inflation ist ausgebremst, hat sich bei etwa acht bis neun Prozent des Vorjahresmonats eingependelt und wird voraussichtlich Richtung Mitte des Jahres wieder deutlich absinken. Auch die drohenden Blackouts, Gas- und Energieversorgungslücken konnten weitestgehend geschlossen werden. Ein milder Winter hat dafür gesorgt, dass die befürchteten Horrorszenarien in Mitteleuropa ausgeblieben sind.

Und trotz dieser durchaus positiven Entwicklung haben viele Unternehmen und Verbraucher mit den gestiegenen Preisen, Lebenshaltungskosten und düsteren Wirtschaftsaussichten zu kämpfen. Nachdem die großen Indizes im Oktober teilweise mehr als 30 % gegenüber dem Jahresstart verloren hatten, ging es zwar wieder bergauf, aber richtige Aufschwungsstimmung herrscht noch nicht. Der Dow Jones beispielsweise bewegt sich seit gut drei Monaten seitwärts, nachdem er zuvor um etwa 20 % gestiegen war. Damit liegt er weiterhin rund zehn Prozent unter den Werten vom Jahresanfang. Bei vielen anderen Leitindizes verhält es sich ähnlich. Es ist, als würden die Märkte auf ein Zeichen warten.

Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um an der Börse einzusteigen?

Die Verunsicherung betrifft nicht nur Privatpersonen und die Wirtschaft, sondern natürlich auch Anleger. Viele davon stellen sich gerade die Frage, ob jetzt ein guter Zeitpunkt ist, um an den weltweiten Märkten zu investieren. Für langfristige und breit diversifizierte Anleger ist diese Frage schnell und einfach zu beantworten. Der langfristige Trend der weltweiten Wirtschaftsentwicklung zeigt nach oben, weil wir immer produktiver werden. Zudem befindet sich der MSCI World Index – ein hervorragender Gradmesser für die globale Wirtschaft – aktuell noch deutlich unter seinem Allzeithoch aus dem Dezember 2021. Hier besteht Grund zur Annahme, dass sich die Kurse über die nächsten Jahre positiv entwickeln werden.

Ganz anders sieht es für die kurz- und mittelfristigen Anleger aus. Selten waren die kurzfristigen Entwicklungen von so vielen externen Faktoren abhängig wie derzeit. Positive Zeichen, wie das Einbrechen der Energiepreise, Friedensverhandlungen im Ukraine-Konflikt oder die Normalisierung der Inflation könnten Anleger dazu bewegen, ihre derzeitigen Geldreserven aufzulösen und die Märkte zu fluten. Andererseits könnte eine Verschlimmerung des Konflikts, Energieknappheit und weitere Preissteigerungen auch dafür sorgen, dass Anleger sich zurückziehen und Unternehmen aufgeben. Die Chancen auf Gewinne sind da, der potenzielle Preis dafür ist aber hoch.

Amazon trotzt den widrigen Voraussetzungen

Im Verlaufe des Jahres 2022 hat der Online-Riese Amazon fast 50 % an Wert verloren. Auf den ersten Blick scheint das logisch. Die Leute versuchen ihren Konsum aufgrund der gestiegenen Preise zu reduzieren. Schaut man etwas genauer hin, kann das aber nicht der Grund für die Talfahrt sein. Die Nachfrage nach Online-Shopping ist unverändert hoch, in den letzten zwei Monaten des Jahres 2022 war sie sogar um 3,5 % höher als im Vorjahr. Von den Einsparungen beim Konsum ist anscheinend primär der stationäre Handel betroffen. Der sinkende Aktienkurs hat wohl eher etwas mit flächendeckenden Preissenkungen (und damit geringeren Margen) und unsicheren Investoren zu tun, als mit düsteren Zukunftsaussichten für Amazon selbst. Derzeit steht der Kurs so niedrig, wie seit drei Jahren nicht mehr. Eine gute Chance für Investoren, um Amazon-Aktien günstig einzukaufen.

Kann sich PayPal endlich stabilisieren?

Die Aktie des Zahlungsdienstleisters PayPal hat einen beispiellosen Absturz hinter sich. Nachdem Mitte 2021 das Allzeithoch von mehr 310 Dollar erreicht wurde, hat die Aktie bis heute fast 80 % seines Werts verloren. Derzeit notiert das Tech-Unternehmen bei rund 70 Dollar. Selbst in Erholungsphasen stieg der Kurs nur sehr bedingt an, doch das Jahr 2023 lief bisher gut. Vom Allzeittief bei rund 64 Dollar konnte der Kurs mittlerweile wieder über 70 Dollar klettern. Anzeichen einer Trendumkehr gibt es nicht. Das Unternehmen leidet unter wachsender Konkurrenz und der angespannten wirtschaftlichen Lage. Möglicherweise kehrt 2023 wieder etwas Ruhe ein.

Der Ölpreis sinkt weiter

Zu Beginn des Ukraine-Konflikts war die Angst vor einem Mangel an Öl groß. In den Monaten danach erreichte das schwarze Gold Rekordpreise von 125 Dollar. Die Welt hat mittlerweile aber verstanden, dass eine breitflächige und ausreichende Versorgung auch ohne russisches Öl möglich ist. Nachdem im Westen erste Lieferabkommen mit den USA und Ländern aus dem Nahen Osten getroffen wurden, begann der Preis für Rohöl kontinuierlich zu sinken. Mittlerweile hat der Ölpreis wieder seinen Vorkriegsstand erreicht. Auch für Verbraucher war es eine wilde Fahrt. Mitte des Jahres zahlte man teilweise deutlich über zwei Euro pro Liter Benzin an den Tankstellen. Mittlerweile nähern sich auch die Konsumentenpreise wieder dem Vorkriegsniveau an. Viele private Haushalte und Unternehmen haben jetzt die berechtige Hoffnung, dass sich der Abfall auch positiv auf die Preise für andere Energieformen wie Elektrizität auswirkt, die indirekt an den Ölpreis gekoppelt sind.

 

 

Ein erfolgreiches Börsenjahr wünscht Ihnen das Team von meinTrade.ch