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ausgezwitschert ?

Wöchentlicher Börsenblog

 

 

Kann Elon Musk Twitter retten und revolutionieren? Diese Frage stellen sich derzeit viele Anleger. Wir werfen heute einen genauen Blick auf die Aktie des Kurznachrichtendienstes und erklären, wie Musk die Wende im Unternehmen gelingen kann. Außerdem gibt es positive Nachrichten aus den USA. Die Aufwärtsspirale der Inflation scheint gestoppt. Damit einher geht die Hoffnung, nicht mehr weit von der Zinswende entfernt zu sein. Wir schauen uns an, wie sich das auf die wirtschaftlichen Erwartungen in Europa und den USA auswirkt. Aber nicht nur die Wirtschaft profitiert von diesem Trend, sondern auch die Währungen außerhalb des Dollars. Die relativ niedrige Inflation sorgt für einen Kurssprung des Euros. Wir betrachten daher einmal genauer, wie sich eine Zinswende in den USA auf den Eurokurs auswirken würde.

Chaos bei Twitter – Zukunft mit Spannung erwartet

Wie geht es weiter mit Twitter? Das Unternehmen wurde vor einigen Wochen von Tesla-Chef Elon Musk übernommen. Der extravagante Unternehmer ging mit großen Plänen in das Projekt, was den Kurs nach der Übernahme in den letzten Wochen drastisch steigen ließ. Doch seitdem ist Chaos beim Kurznachrichtendienst angesagt. Erst wurde rund zwei Dritteln der Belegschaft die Kündigung ausgesprochen, dann gab es einen Rückzieher und jetzt wird händeringend nach neuen Mitarbeitern gesucht. Auch der bezahlpflichtige blaue Haken funktioniert nicht wie erhofft. Jeder Account kann sein Profil für ein paar Euro im Monat verifizieren lassen – auch offensichtliche Fake Accounts. Da zahlreiche prominente Werbepartner aus Angst vor einer Schädigung ihres Rufes abgesprungen sind, muss Musk derzeit jede Menge Anteile seiner Tesla-Aktien verkaufen, um das Unternehmen liquide zu halten. Dass sich bei Twitter etwas ändern muss, sehen aber auch die Anleger so. Nach dem Katastrophenjahr 2021, in dem der Kurznachrichtendienst etwa 50 % an Wert verloren hatte, wurde Musks Ankündigung, eine Übernahme von Twitter zu forcieren, überwiegend positiv aufgenommen. Innerhalb weniger Wochen kletterte der Aktienkurs um mehr als 50 %, der Aufwärtstrend wurde dann aber jäh von Rechtsstreitigkeiten und dem angedrohten Rückzug Musks ausgebremst.

Seit der Tesla-Chef Twitter nun endgültig übernommen und sogar schon einige seiner Versprechen eingelöst hat, sind die Anleger aber wieder positiv gestimmt, auch wenn bisher nicht alles rund läuft. Der Wert einer Aktie liegt derzeit bei etwa 54 Dollar und damit 20 Dollar höher als noch vor einigen Wochen. Musk und viele Experten sehen in dem Kurznachrichtendienst das Potenzial, die größte und beste Plattform für gesellschaftliche Diskussionen zu werden. Es ist aber ein schmaler Grat zwischen Meinungsfreiheit und illegalen Aussagen. Die Werbepartner trauen Tesla aktuell wohl nicht zu, diesen schmalen Grat zu meistern und ziehen sich deshalb zurück. Und damit kommen wir zu Twitters zweitem großen Problem. Der Kurznachrichtendienst hat aktuell kein profitables Geschäftsmodell. Schon vor Musks Übernahme wurden längere Zeit rote Zahlen geschrieben. Der Absprung großer Werbepartner hat das Problem trotz Kostensenkungen weiter verschärft. Musk ist liquide genug, um Tesla noch einige Monate über Wasser zu halten. Aber unendlich viel Geld besitzt selbst der reichste Mann der Welt nicht. Wenn Musk es schafft, Twitter wieder in die grünen Zahlen zu bringen, ein nachhaltiges Geschäftsmodell aufzubauen und den Seiltanz zwischen Meinungsfreiheit und Cancel Culture zu meistern, hat Twitter für Anleger großes Potenzial, in den nächsten Jahren förmlich durch die Decke zu gehen.

Wirtschaftsdaten – Das Risiko einer Rezession sinkt

Die Arbeitsmarktzahlen sind unerwartet stabil geblieben und auch die Aktienmärkte erholen sich langsam. Ein milder Winter und zuletzt rapide sinkende Energie- und Erzeugerpreise geben Hoffnung, dass wir von einer großen weltweiten Rezession verschont bleiben. Auch in Europa, wo die Situation durch den Ukraine-Konflikt nochmal deutlich schärfer war, entspannt sich die Lage langsam. Der Versorgungsstatus ist unerwartet gut, der Fachkräftemangel sorgt dafür, dass die Menschen trotz Stellenabbau in Arbeit bleiben und auch die Konsumausgaben stiegen zuletzt wieder leicht. All das macht Hoffnung auf einen wirtschaftlich ebenfalls milden Winter und eine schnelle Erholung im Laufe des nächsten Jahres. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass es in einem Krieg immer zu unvorhergesehenen Wenden kommen und ein Winter auch im Januar noch kalt werden kann. Von einer Verhinderung der Rezession kann deshalb noch lange keine Rede sein.

Der Euro holt weiter auf und klettert auf ein Drei-Monats-Hoch

Nachdem der Wert des Euro im Vergleich zeitweise unter die Parität gesunken war, klettert der Wert der europäischen Gemeinschaftswährung derzeit beständig. Am Montag notierte der Kurs bei 1,03 US-Dollar. Grund für die Erholung sind die positiven Inflationszahlen aus den USA. Der FED ist es durch die Zinssteigerungen gelungen, die Inflation auszubremsen. Die Abschwächung des US-Dollar wirkt sich natürlich auch positiv auf den kriselnden Euro aus. Schon für die nächste Sitzung wird erwartet, dass die FED die Zinsen deutlich weniger anhebt als zuletzt noch erwartet. Sowohl das negative Konsumklima als auch die verlangsamte Inflation sind klare Indikatoren dafür, dass die Notenbank jetzt mehr Luft für kleinere Erhöhungsschritte hat. Eine lediglich geringfügige Erhöhung des Leitzinses würde sich auch positiv auf die Entwicklung des Euros auswirken.

Nachfrageerholung treibt Rohstoffpreise in die Höhe

Unternehmen müssen bald wieder mit einem deutlichen Preisanstieg für Rohstoffe rechnen. Die Hoffnung auf eine Zinswende der FED und die beginnenden Lockerungen der Zero-Covid-Politik in China haben sowohl die Aktien als auch die Rohstoffmärkte in Rallyestimmung versetzt. Viele Unternehmen müssen mit einem Nachfrageüberhang und damit weiter steigenden Preisen rechnen, sollte die Zinswende gelingen und sich die Wirtschaftslage im Reich der Mitte stabilisieren. Was für die von hohen Energiekosten geplagten Unternehmen zunächst mal schlecht ist, könnte aber der Beginn einer wirtschaftlichen Aufwärtsspirale mit steigender Produktion, höheren Umsätzen und größeren Gewinnen – trotz der Energiekrise – sein.

 

 

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