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Es wird an der Zinsschraube gedreht !

Wöchentlicher Börsenblog

 

In unserem heutigen Artikel beschäftigen wir uns vor allem mit den USA und den Wirtschaftserwartungen in Folge der Zinsentscheidungen der US-Notenbank FED. Auch die Rallye des US-Dollars, die sich in Folge der neuerlichen Zinserhöhung fortsetzen wird, beleuchten wir noch etwas genauer. Außerdem werfen wir einen Blick auf die aktuelle geopolitische Lage, wobei der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine natürlich wieder im Fokus steht.

Scheinreferenden zur Annexion ukrainischer Gebiete und Teilmobilisierung

Der Krieg um ukrainische Gebiete dauert unvermindert an. Während die Ukraine zumindest militärisch erfolgreich ist und immer mehr Gebiete von Russland zurückerobert, hat der russische Präsident Wladimir Putin nun Scheinreferenden in besetzten Gebieten durchführen lassen, um diese Teile der Ukraine russisches Staatsgebiet werden zu lassen. Die Ergebnisse der Referenden stehen natürlich vorher fest, sonst würden diese gar nicht durchgeführt werden. Eine Annexion der ukrainischen Staatsgebiete hätte massive Auswirkungen auf das Kriegsrecht, da eine Rückeroberung dann als Angriff auf russisches Staatsgebiet gewertet werden könnte und damit zu einer weiteren Eskalation des Krieges führen könnte. Im Westen wurde die neuerliche Maßnahme seitens der Russen scharf kritisiert. Während den Scheinreferenden hat Wladimir Putin den Krieg mit seinem Nachbarland auf die nächste Eskalationsstufe gebracht. Mit der Teilmobilisierung russischer Reservisten hat er ein deutliches Signal gesendet, den Rückeroberungen durch die ukrainische Armee nicht tatenlos zusehen zu wollen. Die Europäische Union drohte in der Folge weitere Sanktionen an. Flüge von Russland aus waren zeitweise über Tage ausgebucht, weil junge Russen vor der Einberufung ins Ausland flohen.

Wie geht es weiter mit den Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal Reserve?

Die Lage an den internationalen Märkten ist angespannt. Der Hauptgrund dafür ist die derzeit aggressive Zinspolitik der US-Notenbank FED, die vor historischen Zinssprüngen steht. Nachdem die Inflation in den USA im vergangenen Monat wieder bei mehr als acht Prozent gelegen hatte, kamen die Notenbanker um Chef Powell nicht um eine weitere Zinsanhebung herum. Am Mittwoch hatte die Notenbank beschlossen, den Leitzins abermals um 75 Basispunkte anzuheben. Viel interessanter ist jedoch die langfristige Zinspolitik der FED. Bleibt die Inflation wie erwartet hoch, werden weitere Zinsschritte notwendig sein. Experten rechnen mit einem Leitzins von 4,75 % im Mai 2023. Das wäre einer der rabiatesten Anstiege der Geschichte, mit schwer kalkulierbaren Folgen für die Wirtschaft, Banken und private Kreditnehmer. Die FED befindet sich hier in einer Zwickmühle. Billiges Geld wird an allen Ecken und Enden gebraucht, auf der anderen Seite ächzen Verbraucher und Wirtschaft unter der Inflationsspirale. Möglicherweise rächt sich jetzt die jahrelange lockere Geldpolitik der vergangenen Jahrzehnte.

Die Angst vor der Rezession geht um

Die Wallstreet hat eine rabenschwarze Woche hinter sich. Nach der nächsten Zinserhöhung geht in den USA die Angst vor der wirtschaftlichen Rezession um. Viele Anleger haben riskante Anlagen verkauft und flüchten in Gold oder den derzeit starken Dollar. Der wichtigste US-Börsenindex Dow Jones hat in der vergangenen Woche abermals um vier Prozent nachgegeben und steht so niedrig wie zuletzt 2020. Im Vergleich zum Höchststand Anfang Januar hat der Index satte 20 % verloren. Neben der weltweiten Straffung der Geldpolitik wurden vor allem die schlechte Wirtschaftslage und die Angst vor einer weiteren Eskalation des Ukrainekonflikts als Gründe für die derzeitigen Kursstürze ausgemacht. Auch ein Ausblick in die Zukunft erscheint nicht viel rosiger. US-Notenbankchef Powell hat klargemacht, dass die Stabilisierung der Inflation Priorität hat – auch auf Kosten der amerikanischen Wirtschaft. Angesichts der angekündigten Zinserhöhungen und dem kalten Winter, der insbesondere in Europa die Wirtschaft aufgrund der Energieknappheit lahmlegen könnte, muss in nächster Zeit mit weiteren Verlusten an den Börsen gerechnet werden.

Der starke US-Dollar stabilisiert den Ölmarkt

Erfreuliche Aussichten im Hinblick auf das Thema Energie gibt es weiterhin vom Ölmarkt. Der Preis für das schwarze Gold ist in den letzten Monaten ohnehin schon stark gesunken. Von zuletzt 90 Dollar ist er jetzt nochmals um mehr als zehn Prozent abgerutscht und notiert derzeit sogar unter 80 Dollar. Für Anleger sind das eigentlich keine schönen Nachrichten, aber aufgrund der hohen Relevanz für die Energiesicherheit ist das aktuell nachrangig. Günstige Ölpreise drücken die Energiekosten für Verbraucher und Wirtschaft und können dadurch die Inflationsspirale stoppen. Der sinkende Ölpreis ist auch ein Ausdruck der weiter wachsenden wirtschaftlichen Unabhängigkeit von Hauptexporteur Russland. Speziell in Europa versucht man immer mehr auf russische Energie zu verzichten. Diese gesunkene Nachfrage ist mitverantwortlich für den immensen Preisrückgang der letzten Monate. Die Entwicklung der nächsten Wochen wird interessant zu beobachten sein. Auf der einen Seite steht ein vollständiges Importverbot russischen Öls im Raum, auf der anderen Seite naht ein kalter Winter, in dem das Öl möglicherweise benötigt wird, um Volksaufstände und Konflikte innerhalb Europas zu verhindern.

US-Dollar so stark wie seit 22 Jahren nicht mehr

Die historische Rallye des US-Dollar als stärkste Währung geht weiter. Nachdem in der vergangenen Woche zum ersten Mal Parität mit dem Euro erreicht wurde, hat die neuerliche Zinserhöhung der FED die Währung auf ein 20-Jahres-Hoch gebracht. Andere wichtige Währungen – insbesondere der Euro – werten derzeit stark ab, was den Dollar im Jahresverlauf schon immer stärker gemacht hat. Ein Ende der Rallye ist derzeit nicht in Sicht. Die erwarteten Zinsschritte der EZB bis Mitte nächsten Jahres und die klare Priorisierung der Inflationsbekämpfung sollten den Dollar in den nächsten Monaten weiter nach oben treiben.

 

Gute Börsenwoche ihr meinTrade Team