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Kaufen wenn die Bomben fallen?

Wöchentlicher Börsenblog

 

In unserem heutigen wöchentlichen Blog werfen wir einen Blick nach Osteuropa und ordnen die neusten Entwicklungen im Ukrainekrieg ein. Viele Anleger schauen gebannt auf die FED und die EZB und deren Zinsstraffungen. Wir ordnen ein, ob die Erhöhungen derzeit möglicherweise zu groß ausfallen. Außerdem beschäftigen wir uns mit den rekordverdächtigen Oktoberentwicklungen an den weltweiten Aktienmärkten und versuchen eine Erklärung für den für Krisenzeiten untypisch niedrigen Goldpreis zu geben.

Der Krieg nimmt eine Wende

Im Russland-Ukraine-Konflikt sieht es für die Invasoren aus Russland immer schlechter aus. Berichten zufolge verliert Präsident Wladimir Putin täglich hunderte Soldaten, bereits eroberte Städte müssen aufgegeben werden und immer wieder wird auch militärische Ausrüstung zerstört. Der Luftabwehr der Ukraine gelingt es regelmäßig, russische Hubschrauber und Drohnen zu vernichten und auch wichtige strategische Einrichtungen des Gegners anzugreifen und unbrauchbar zu machen. Aktuell gelingt es den ukrainischen Truppen, immer neue Gebiete in Luhansk zurückzuerobern und einige Experten gehen fest davon aus, dass die russischen Truppen den Winter in der Ukraine nicht überstehen werden. Dass der Krieg langsam aber sicher verloren geht, hält Russland aber nicht davon ab, weiter Städte in der Ukraine anzugreifen. Während vor einigen Wochen noch behauptet wurde, dass ausschließlich militärische Ziele angegriffen werden, kann der Kreml mittlerweile nicht mehr leugnen, dass auch Zivilisten unter Beschuss stehen. So stand zuletzt beispielsweise die Energieversorgung der Stadt Kiew im Visier russischer Angriffe. Die Unterstützung seiner Landsleute hat Wladimir Putin schon lange nicht mehr sicher. Immer wieder gibt es harsche Kritik und Rücktritte aus den eigenen Reihen, der Unternehmer Oleg Tinkow hat jetzt sogar seine Staatsbürgerschaft abgegeben und einige Experten des Inlandsgeheimdienstes haben offen ausgesprochen, dass sie den Krieg für verloren halten. Auf ein allzu baldiges Ende des Konflikts darf aber nicht gehofft werden. Um das Gesicht zu wahren, wird Russland nach Einschätzung vieler Experten bis zum bitteren Ende weiterkämpfen.

Sind die aktuellen Zinsschritte zu hoch?

Die wichtigen Zentralbanken der Welt drehen kräftig an der Zinsschraube. Nachdem die FED schon vor Wochen vorgeprescht war, erhöht selbst die als sehr konservativ verschriene EZB den Zinssatz nochmals um 75 Basispunkte auf jetzt 2,0 Prozent. Einen derartig großen Zinsschritt hat die Europäische Zentralbank noch nie gewagt, schon gar nicht im Kontext der vorherigen Erhöhungen. Die EZB scheint fest entschlossen, die ausufernde Inflation im Euroraum in den Griff zu bekommen. Die bisherigen Zinsschritte waren offenkundig nicht ausreichend, um die Inflation im Euroraum zu bremsen. Im September lag diese bei nahezu zehn Prozent. Deshalb ist EZB-Chefin Christine Lagarde davon überzeugt, dass das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist. Auch Experten sind sich einig, dass die Zinserhöhungen in Anbetracht der weiter hohen Inflation unumgänglich sind, auch wenn die Wirtschaft darunter leiden wird. Eine weitere Erhöhung sei laut den Finanzmarktspezialisten nur eine Frage derzeit und auch die Märkte rechnen mit einem Leitzins von drei bis vier Prozent zum Jahresende. Ob diese Zinsspanne reicht, um die Inflation wieder auf die erwünschten zwei Prozent zu drücken, bleibt allerdings abzuwarten.

Aktienmärkte hoffen auf Ende der Zinserhöhungen

Während viele Experten von weiteren Zinserhöhungen sprechen, sind sich die Anleger offenbar einig, dass die Zinsspitze schon bald erreicht ist und greifen an den Börsen kräftig zu. Der Oktober, sonst eher ein schwacher Monat an den Aktienmärkten, lief für den Dow Jones und den DAX äußerst positiv. Nachdem der Dow Jones Anfang Oktober phasenweise noch unter 29.000 Punkten gelegen hatte, konnte er nicht nur wieder die psychologisch wichtige Marke von 30.000 Punkten knacken, sondern überschritt Ende Oktober sogar kurzzeitig 33.000 Punkte. Das entspricht einem Anstieg von mehr als zehn Prozent. Nach leichten Verlusten am letzten Börsentag des Monats steht der Dow Jones nun bei etwa 32.700 Punkten. Auffällig: Die Flut an Quartalszahlen, die in den vergangenen Wochen veröffentlicht wurden und jetzt noch anstehen, spielen bei der Entwicklung derzeit anscheinend kaum eine Rolle. Die Anleger schauen dafür gespannt auf die anstehenden Zinsentscheidungen der großen Zentralbanken. Auch der DAX hat einen ähnlich positiven Monat hinter sich. Drohte der Leitindex Anfang Oktober noch auf unter 12.000 Punkte zu fallen, knackte er im Laufe des Oktobers sogar die 13.000-Punkte-Marke und schloss bei etwa 13.300 Punkten. Auch das entspricht einem Plus von mehr als zehn Prozent.

Goldpreis weiter im Sinkflug

In Krisenzeiten setzen viele Anleger auf Edelmetalle. Der Garant für eine positive Entwicklung in schlechten Marktzeiten war früher Gold. Offensichtlich waren viele Anleger zu Beginn des Ukrainekriegs davon überzeugt, dass das auch diesmal so sein würde. Der Preis kletterte nach dem russischen Angriff innerhalb weniger Tage um etwa zehn Prozent auf über 2000 Dollar pro Unze nach oben. Doch seitdem befindet sich der Goldpreis im freien Fall. Innerhalb von einem halben Jahr sank der Preis für eine Unze um beinahe 20 % und steht derzeit bei nur noch etwas mehr als 1600 US-Dollar. Die vielen Short-Positionen auf Terminkontrakte mit Gold sprechen eine eindeutige Sprache. Die Anleger erwarten, dass der Goldpreis auch in den kommenden Monaten weiter sinkt. Das ist insofern überraschend, als vom Goldpreis üblicherweise eine negative Korrelation mit dem Aktienmarkt erwartet wird. Das klassische 60/40 Portfolio aus Aktien und Gold hat dieses Jahr die schlechteste Performance seit Mitte der 1930er Jahre hingelegt, weil beide Teile des Portfolios sich seit Jahresbeginn im Sinkflug befinden.

 

Meintrade wünscht Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche.