Politische Börse
Wöchentlicher Börsenblog
Diese Woche legen wir unseren Fokus auf die Ergebnisse der Midterm-Wahlen in den USA und deren mögliche Auswirkungen auf die Märkte. Können die wieder erstarkten Republikaner wirtschaftsfeindliche Gesetze blockieren? Außerdem werfen wir einen genaueren Blick auf die US-Konjunktur und die Auswirkungen der überraschend guten Zahlen der Großhändler. Wir beschäftigen uns auch mit den Leitindizes Dow Jones und DAX. Kann deren aktueller Höhenflug anhalten, oder müssen sich Anleger auf eine Korrektur einstellen? Zum Ende schauen wir uns den aktuellen Goldkurs an und erklären, warum dieser schon bald ein Allzeithoch erreichen könnte.
Republikaner behalten die Mehrheit im Senat
Bei den Midterm-Wahlen in den USA konnten die Republikaner ihre Mehrheit im US-Senat knapp verteidigen. Von der großen Abrechnung mit der bisherigen Amtszeit von Präsident Joe Biden kann allerdings keine Rede sein. Vor der Wahl wurde vermutet, dass die Republikaner sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus deutlich die Nase vorne haben werden. Im Senat behielt die republikanische Partei zwar ihre Mehrheit, verlor jedoch einen Platz und hat somit nur noch einen Sitz mehr (49) als die Demokraten (48). Auch im Repräsentantenhaus war nichts von der befürchteten Dominanz der Republikaner zu sehen, hier könnte es jedoch für einen Machtwechsel reichen. Die Republikaner haben aktuell 217 Sitze sicher, neun Wahlkreise sind noch nicht final ausgezählt. Ein weiterer Sitz würde den Machtwechsel im Repräsentantenhaus bedeuten. Die republikanische Partei hätte damit die Möglichkeit, Entscheidungen und Gesetzesänderungen effektiv zu blockieren und Joe Biden und seinen Demokraten damit die zweite Hälfte der Amtszeit zu erschweren. Für die Wirtschaft wäre der Machtwechsel im Repräsentantenhaus ein gutes Zeichen. Die Republikaner gelten grundsätzlich als deutlich wirtschaftsfreundlicher als die Demokraten und könnten einige Entscheidungen im Bereich der Energie- und Sozialpolitik blockieren, welche die wirtschaftliche Situation in den USA weiter verschärft hätten.
Alles in allem muss die republikanische Partei jedoch ein ernüchterndes Fazit ziehen. Das Minimalziel – die Mehrheit im Repräsentantenhaus – scheint zwar erreicht zu werden, dennoch bleibt das Ergebnis weit hinter den Erwartungen zurück. Direkt nach den Midterms hat die Partei damit begonnen, sich für die Präsidentschaftswahl in zwei Jahren neu aufzustellen. Ein heißer Anwärter auf die Kandidatur ist Medienberichten zufolge Ex-Präsident Donald Trump der unterdessen seine Kandidatur bekannt gegeben hat.
Starker US-Einzelhandel lässt Hoffnungen auf baldiges Ende der Zinssteigerungen schwinden
In den USA haben einige große Einzelhandelsketten ihre Quartalszahlen veröffentlicht. Entgegen der Erwartungen von Experten fielen diese überraschend positiv aus. Für die Märkte ist das aber eher Grund zur Beunruhigung. In den starken Wirtschaftsdaten könnte sich die FED darin bestärkt sehen, weitere Zinsschritte einzuleiten und die Märkte damit weiter unter Druck zu setzen. Um die Inflation nachhaltig zu bekämpfen, sind laut Experten Leitzinsen von fünf bis sechs Prozent notwendig. Im Vergleich zum September gab es im Oktober ein Plus von 1,3 % bei den Handelsumsätzen. Marktexperten hatten mit einer Steigerung von lediglich einem Prozent gerechnet. Grund zur Hoffnung gibt dagegen der Blick auf die Erzeugerpreise. Nach teils schwindelerregenden Steigerungen im Laufe des Jahres waren diese in den USA im Vergleich zum September lediglich um acht Prozent gestiegen. Die Trendwende der Inflation scheint näher zu rücken und damit auch ein baldiges Ende der aggressiven Zinspolitik.
DAX weiter im Höhenflug
Der deutsche Leitindex DAX kennt aktuell kein Halten. Seit dem Tief Ende September hat der Index um mehr als 20 % zugelegt. Innerhalb von nur sieben Wochen kletterte er auf 14.300 Punkte und konnte damit zum ersten Mal seit Juni die Marke von 14.000 Punkten knacken. Experten sehen allerdings keinen Anlass dafür, dass der Höhenflug des DAX ungebremst weitergeht. Es steht ein unsicherer Winter mit der realen Gefahr einer heftigen Rezession bevor. Nach einem Plus von mehr als 20 % in dieser kurzen Zeit sind Gewinnmitnahmen außerdem nicht unüblich. Mit weiteren Investitionen in den DAX sollten Sie daher aktuell vorsichtig sein.
Ähnliches kann für den US-Börsenindex Dow Jones gesagt werden. Der wichtigste Leitindex der Weltwirtschaft hat eine ähnlich beeindruckende Rallye hingelegt und steht mittlerweile wieder bei 33.500 Punkten – nur noch zehn Prozent unter dem Kurs vor Beginn des Ukraine-Kriegs. Nach einem mehr oder weniger konstanten Anstieg steht die Kursentwicklung jetzt allerdings seit einer Woche still. Dies ist möglicherweise ein erstes Anzeichen einer kommenden Kurskorrektur. Auch wenn die Wirtschaftsdaten überraschend positiv ausgefallen sind, rechtfertigen sie den derzeit hohen Kursstand nicht.
Gold im Rallye-Modus
In den Augen einer globalen Rezession richtet sich der Blick vieler Anleger auf Rohstoffe, insbesondere Gold. Die Krisenwährung wird in Zeiten von Angst und Verunsicherung zum Verkaufsschlager. Schon im August 2020, als klar wurde, dass ein besonders harter und nie da gewesener Winter in Zeiten von Corona vor uns steht, ist die Nachfrage nach Gold förmlich explodiert. Zum ersten Mal in der Geschichte konnte in dieser Zeit die Marke von 2000 US-Dollar geknackt werden. Dieser historischen Marke nähert sich der Goldpreis langsam aber sicher wieder an. Nachdem es seit März phasenweise um fast 20 % abwärts gegangen war, erlebt Gold in den letzten Wochen wieder einen Aufschwung. Im vergangenen Monat erhöhte sich der Preis für eine Unze um mehr als 10 %. Es wird spannend sein, die weitere Entwicklung in den nächsten Wochen zu beobachten. Wird der Winter so hart wie angekündigt, könnte der Goldpreis sogar ein neues Allzeithoch erreichen.