meinTrade.ch > News > Was wählt Amerika ?
US Wahlen

Was wählt Amerika ?

Wöchentlicher Börsenblog

 

In unserem heutigen Artikel konzentrieren wir uns auf die potenziellen Auswirkungen der Midterm-Wahlen in den USA und wie die großen Leitindizes möglicherweise davon profitieren können. Wir schauen uns rückblickend auch die Auswirkungen der letzten Zinsentscheidung der Fed an und geben einen Ausblick auf die weiteren Entwicklungen am Anleihemarkt. Zum Abschluss möchten wir heute einen umfassenden Ausblick auf die Prognosen für die kurzfristigen Entwicklungen der Weltwirtschaft geben und erklären, warum das Jahr 2023 für Anleger und Privatpersonen schwer sein wird.

Die Fed bleibt ihrer Linie treu

Wie von vielen Anlegern erwartet, hat die Federal Reserve in den USA den Leitzins abermals um 0,75 Prozentpunkte erhöht. Mittlerweile liegt dieser wichtige Zins dort bei 3,75, teilweise sogar 4,00 %. Direkt nach der Erhöhung kündigte Fed-Chef Jerome Powell an, die Zinsen auch in Zukunft kräftig erhöhen zu wollen, sofern die Inflation mit den bisherigen Mitteln nicht sinken würde. Eine nächste Sitzung zu diesem Thema ist im Dezember geplant. Als unmittelbare Folge der Erhöhung sind nun erstmals seit vielen Jahren sogenannte inverse Zinskurven an den Anleihemärkten zu beobachten. Diese Kurven entstehen, wenn die Renditen für kurzfristige Anleihen höher sind, als die für Staatsanleihen mit langer Laufzeit. Eine inverse Zinskurve ist für viele Experten der Vorbote einer anstehenden Rezession. Auch für Europa wird erwartet, dass die EZB bald nachzieht. Nachdem sich die Europäische Zentralbank angesichts der Schuldensituation der Südstaaten anfangs zögerlich gezeigt hatte, zog auch sie zuletzt beim Leitzins stark an und folgte damit der Fed.

Wie wirken sich die anstehenden Midterm-Wahlen auf die Börse aus

Am 08.11. stehen nach rund zwei Jahren Präsidentschaft von Joe Biden die wichtigen Midterm-Wahlen an, bei denen nicht nur ein neuer Kongress gewählt wird, sondern die Wähler auch mit der bisherigen Arbeit der regierenden Partei abrechnet. Nach dem relativ deutlichen Sieg der Demokraten im November 2020 zeichnet sich diesmal ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab, bei dem die Republikaner leicht die Nase vorne haben könnten. Ein Sieg der Republikaner und die damit verbundene Mehrheit im Kongress würde das Regieren von Joe Biden und seinen Demokraten in den nächsten zwei Jahren deutlich erschweren. Es ist damit zu rechnen, dass der Kongress große Veränderungsschritte mit Gegenstimmen und Klagen terminieren würde. Angesichts der hohen Inflation und schlechter wirtschaftlicher Aussichten ist es nicht verwunderlich, dass die Wähler mit der bisherigen Amtszeit von Joe Biden nicht zufrieden sind.

Traditionell wird die regierende Partei bei den Midterms abgestraft. Sollte das auch dieses Jahr der Fall sein und die Kongresswahl damit an die Republikaner gehen, hätte das sehr wahrscheinlich positive Auswirkungen auf die Börse. Pläne zu Übergewinnsteuern für Ölkonzerne und eine Reichensteuer würden mit großer Sicherheit blockiert werden. Für Aktionäre wäre das ein klares Kaufsignal. Generell steigt der Kurs im Jahr nach diesen Wahlen deutlich mehr als im Durchschnitt. Das liegt in aller Regel daran, dass die Wähler Hoffnung auf bessere Zeiten schöpfen. Entsprechend schlechter läuft das Jahr im Mittel vor den Midterm-Wahlen.

Für die Weltwirtschaft sieht die nahe Zukunft düster aus

Seit rund drei Jahren wird die Weltwirtschaft von Krisen gebeutelt. Zunächst kam die Coronapandemie inklusive Lieferstopps, Lockdowns und zahlreichen Firmenpleiten. Kaum hatte man sich einigermaßen von den Folgen erholt, überfiel Russland die Ukraine. Die daraus entstandene Energiekrise, die hohe Inflation und die militärische Unsicherheit belasten die Wirtschaft nun erneut. Vor einigen Wochen hat der IWF seine Wachstumsprognose erneut gesenkt. Aktuell geht man dort für das Jahr 2022 von lediglich 2,7 % Wachstum aus. In Anbetracht der hohen Inflation kann man hier schon von einer Rezession sprechen, da dieses Wachstum deutlich unter der derzeitigen Durchschnittsinflation in den Wirtschaftsnationen dieser Welt liegt. Noch schlechter sieht es für das Jahr 2023 aus. Wenn die hohen Energiekosten im Winter auch die letzten Reserven vernichtet haben, wird es düster. Im gesamten Euroraum wird für das kommende Jahr ein Wachstum von lediglich 0,5 % erwartet. In Deutschland und Italien soll es sogar bereits eine Rezession geben. Selbst in den USA wird für das Jahr 2023 ein Wachstum von lediglich einem Prozent erwartet. Laut Experten waren die bisherigen Pleiten und Probleme also nur ein Vorbote für das, was im nächsten Jahr noch kommt. Auch wenn positive Entwicklungen im Ukraine-Konflikt, eine Absenkung der Inflation und die Verbesserung der Beziehungen zu China noch einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Weltwirtschaft haben könnten, wird sich 2023 für viele wahrscheinlich wie eine Rezession anfühlen.

Die Börse zeigt sich unbeeindruckt

Der Dow Jones hat nach anfänglichen Schwierigkeiten in der vergangenen Woche seinen Höhenflug fortgesetzt und ist am Montag auf mehr als 32.800 Punkte geklettert. Damit hat er sein Hoch von Ende Oktober wieder erreicht und steht im Vergleich zu Anfang Oktober mehr als zehn Prozent im Plus. Nach den anstehenden Midterm-Wahlen wird ein weiterer Kurssprung des wichtigsten amerikanischen Leitindex erwartet. Auch der DAX setzt seine Erholung konsequent fort und konnte die Bestmarke von Ende Oktober sogar noch übertreffen. Nachdem es auch für ihn Anfang letzter Woche bergab gegangen war, schloss der deutsche Leitindex am Montag bei über 13.500 Punkten. Das ist der höchste Stand seit Mitte August und etwa 13 % über dem Tiefpunkt Ende September. Auch für den DAX werden positive Auswirkungen von den Midterm-Wahlen erwartet.

 

Eine erfolgreiche Börsenwoche wünscht Ihnen meintrade.ch