Wie weiter mit den Techs ?
Wöchentlicher Börsenblog
In unserem heutigen Artikel werfen wir einen Blick nach England und die derzeitige politische Entwicklung dort. Nur sechs Wochen nach ihrem Amtsantritt hat Liz Truss hingeworfen. Welche Auswirkungen hat das auf die britische Geldpolitik? Außerdem schauen wir uns die aktuellen Entwicklungen der Gaspreise und des Eurokurses an. Zum Ende schauen wir noch in die USA. Dort steht in Kürze die Veröffentlichung der Quartalszahlen einiger großer Player bevor, die sich sicherlich auch auf die Entwicklung der großen Börsenindizes auswirken werden.
Liz Truss ist Geschichte
Die britische Premierministerin Liz Truss hat in der vergangenen Woche ihren Rücktritt erklärt. Nur sechs Wochen, nachdem sie das Amt von Boris Johnson übernommen hatte, sah Truss keinen Weg mehr, um das Königreich weiterzuführen. Ihre Amtszeit war polarisierend. Mit Verschuldungs- und Steuersenkungsplänen war sie angetreten, um das britische Volk in der Energiekrise zu entlasten. Sie tauschte ihren Finanzminister aus und jeder, der nicht auf ihrer Linie war, wurde aus dem Weg geräumt. Die Quittung kam jedoch postwendend. Der Finanzsektor macht in Großbritannien 30 % der Wirtschaftsleistung aus und dieser war von den Plänen gar nicht begeistert. Die Märkte spielten verrückt und der Rückhalt für Truss bröckelte. Nachdem sogar ihr eigener Finanzminister finanzielle Entscheidungen Truss´rückgängig gemacht hatte, wurden die Rücktrittsforderungen lauter. Anfang letzter Woche war es dann so weit. Truss erklärte, ihr Mandat nicht weiterführen zu wollen und zurückzutreten. Auch wenn die Belastungen für Verbraucher dadurch steigen werden, können Anleger aufatmen. Die straffe Finanzpolitik und die staatlichen Eingriffe hätten unweigerlich zu einer schweren Rezession geführt, die jetzt möglicherweise noch verhindert werden kann. Ein Nachfolger für Truss steht noch nicht fest, aber eins ist sicher: Die konservativen Tories müssen schnell eine nachhaltige Lösung finden, wenn sie bei den Wahlen in zwei Jahren politisch konkurrenzfähig bleiben und die Märkte des Königreichs stabilisieren wollen.
Gaspreis im Sinkflug
Nachdem der Gaspreis zwischenzeitlich auf fast 350 Euro pro Megawattstunde gestiegen war, kühlt der Markt seit einigen Wochen spürbar ab. In der vergangenen Woche fiel der Preis für niederländisches Erdgas erstmals seit Juni unter die Marke von 100 Euro. Noch vor vier Wochen war der Einkaufspreis für Erdgas mehr als doppelt so hoch. Experten machen vor allem die sehr milden Temperaturen und die hohen Speicherstände in der Europäischen Union für den derzeitigen Sinkflug verantwortlich. Auch der Lieferstart für LNG und das Überangebot in Spanien haben den Preis zuletzt gedrückt. Im Vergleich zu vor dem Ukrainekrieg ist Gas aber weiterhin extrem teuer. Ende 2020 waren für eine Megawattstunde lediglich 20 Euro fällig. Verbraucher sollten sich über die Nachhaltigkeit des Preissturzes aber nicht so sicher sein. Niemand kann die zukünftige Entwicklung des Ukrainekonflikts und dessen Auswirkungen auf die Energiemärkte vorhersagen. Auch der bisher milde Herbst ist kein Garant für einen ebenso warmen Winter. Wie teuer das Gas im Winter tatsächlich wird, hängt von vielen Faktoren ab und wird sich erst Anfang nächsten Jahres wirklich zeigen.
Der Eurokurs scheint sich zu stabilisieren
Nach dem heftigen Absturz in den letzten Monaten scheint sich der Eurokurs gegenüber dem US-Dollar zu stabilisieren und knapp unter der Parität einzupendeln. Auf den großen Absturz auf zeitweise 94 Cent folgte eine leichte, aber wechselhafte Erholung. Jetzt steht der Kurs schon seit einer Woche stabil bei etwa 98 Cent. Mit Spannung blicken Experten auf die nächste Sitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. Aufgrund der anhaltend hohen Inflation wird mit einer Erhöhung des Leitzinses um 0,75 Prozentpunkte gerechnet. In Anbetracht der schwächelnden Konjunktur ist das ein gewaltiger Schritt, der aber aufgrund der massiven Geldentwertung für dringend notwendig erachtet wird. Die Devisenmärkte zeigten sich von den angekündigten Zinserhöhungen unbeeindruckt. Sowohl diese Zinserhöhung als auch weitere, die in den nächsten Monaten vermutlich notwendig werden, sind im aktuellen Eurokurs vermutlich schon eingepreist.
Quartalszahlen der kommenden Woche mit Spannung erwartet
Die drei US-Giganten Microsoft, Alphabet und Novartis werden im Laufe der Woche ihre Quartalszahlen veröffentlichen. Die Zahlen werden sich vermutlich stark auf die Anlegerstimmung auswirken, da sie Auskunft darüber geben, wie es derzeit um die wirtschaftliche Lage in den USA bestellt ist. Wenn selbst überwiegend digitale Unternehmen, die von den Auswirkungen der Energiekrise verhältnismäßig wenig betroffen sind, mit Umsatzrückgängen kämpfen müssen, zeichnet das kein positives Bild für die Wirtschaft der kommenden Monate.
Dow Jones im Aufwind, DAX wieder auf dem Weg nach unten
Die Sorgen um Zinserhöhungen und die drastisch steigende Inflation gehen im US-Raum deutlich zurück. In der vergangenen Woche haben sich die Anleger verstärkt mit US-Titeln eingedeckt. Nachdem der Index Mitte Oktober sogar unter 30.000 Punkte gefallen war, legte er zuletzt wieder deutlich zu und steht derzeit bei knapp 31.500 Punkten und damit fünf Prozent höher, als noch vor 10 Tagen. Für die Kursentwicklung der nächsten Tage werden aber weniger die Zinsentscheidungen der FED, als die im Abschnitt vorher erwähnten Quartalsberichte von Bedeutung sein. Auch der DAX hatte in letzter Zeit von den positiven Erwartungen an den Zinsmärkten profitiert und in den letzten zwei Wochen um knapp 8 % zugelegt. Der schwache Ifo-Index und die gedämpften Konjunkturerwartungen bremsen den deutschen Aktienindex derzeit aber wieder aus. Momentan sieht es nicht so aus, als könnte die 13.000-Punkte-Marke in nächster Zeit geknackt werden.
Eine erfolgreiche Börsenwoche wünscht Ihnen ihr meinTrade Team.